Mutig voran
Gottesdienst am 31.12.2004

Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
was hilft, über den Graben in ein neues Jahr zu kommen? Mir hilft, dass einer mit mir geht und ich nicht alleine den Weg ins Unbekannte antreten muss. Mir hilft auch, dass einer auf der anderen Seite des Grabens auf mich wartet, mich willkommen heißt und mir Mut macht, dass Gutes auf mich wartet.

Gott hat seine Begleitung in ein neues Jahr zugesagt. In Psalm 121 singt der Psalmbeter ein Lied auf Gottes Begleitung und seine Fürsorge während der Reise in ein neues Land. Der Beter bringt darin zum Ausdruck, dass alles darauf ankommt, Gott zuzutrauen, dass er begleitet, erwartet und weiterführt.

Psalm 121,1-2

Ein Wallfahrtslied. Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat.

Die Reise in ein neues Jahr liegt vor uns. Wir richten unseren Blick auf die möglichen und wirklichen Berge vor uns. Schaffen wir sie oder schaffen sie uns? Haben wir Kraft für den Weg? Werden wir in Sackgassen stecken bleiben?
Woher kommt uns Hilfe? Vordergründig denken wir vielleicht an die sozialen Sicherungen, eine Arbeitsplatzgarantie, stabile Beziehungen, Gesundheit. Heilsbringer unserer Zeit mögen uns einfallen, Therapien, Diäten, Konzepte und heilversprechende Menschen.

Doch der Psalmbeter spricht von einer anderen Heilsquelle. "Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat." Dieser Helfer ist Schöpfer der Welt. Er hat die Naturgesetze im Griff. Er muss sich ihnen nicht beugen, sondern durchbricht sie immer wieder, wie wir an den Wundern Jesu ablesen können. Das Bekenntnis zu dem Gott, der die "Berge" gemacht hat, gibt keine Sicherheit vor den Katastrophen dieser Tage wie dem Seebeben in Asien. Doch es lässt uns aufmerksam werden, dass wir nicht ohne Gott den Bedrängnissen dieser Tage ausgeliefert sind, sondern er die zuständige Adresse unserer Sorgen und Ängste und unserer Furcht ist. 

Für uns ist nach Weihnachten das Bekenntnis zu Gott dem Schöpfer erweitert. Ist der Schöpfer letztlich immer in Frage gestellt durch die seiner Liebe widersprechenden Naturkatastrophen, so hat sich uns Gott in Jesus als der Erlöser gezeigt, der uns retten und zum ewigen Leben führen will. Verbunden durch den Heiligen Geist, der die Verbindung zu Gott und Jesus Christus herstellt, können wir so das Bekenntnis des Psalmbeters erweitern:
Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Der mein Leben vom Verderben erlöst hat. Der täglich bei mir ist in seinem Heiligen Geist.

Dieses Bekenntnis zu sprechen schließt ein, die Hände zu öffnen, um den Segen Gottes zu empfangen und ihn nicht einfach an den geballten Fäusten abtropfen zu lassen. Segen wirkt nicht als ein Zauber, der über jeden und jede ausgeschüttet wird und unabhängig von der Bereitschaft, ihn zu empfangen, wirkt. Segen ist eine Zeichenhandlung Gottes, mit der er seinen Zuspruch besiegelt und Antwort gibt auf die Bitte um Begleitung.

Der Priester im Tempel sprach dem Reisenden den zweiten Teil des Segens als Reisesegen zu:

Psalm 121,3-8

Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet, schläft nicht. Siehe, der Hüter Israels schläft und schlummert nicht. Der HERR behütet dich; der HERR ist dein Schatten über deiner rechten Hand, dass dich des Tages die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts. Der HERR behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele. Der HERR behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit! 

Themen der Reise sind in diesem Segen aufgegriffen: Schritte des Weges, Aufbruch und Ankunft, Wandern bei Tag und bei Nacht, gefahrvolles Übernachten. Die Unsicherheiten unterwegs werden Gott vorgebracht und seine liebevolle Zuwendung zugesprochen. Die Zusage, dass der Hirte Israels nicht schläft, ist ein Bild für Gott. Jesus hat dieses Bild des guten Hirten aufgegriffen und sich selbst so bezeichnet: "Ich bin der gute Hirte"

Ich bin der gute Hirte und  kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich, wie mich mein Vater kennt, und ich kenne den Vater. Und ich lasse mein Leben für die Schafe. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen. (Johannes 10,14-15+27-28)

Jesus führt diese Zusage des Priesters im Tempel weiter. Für uns ist es wichtig, uns die Weiterführung zu Herzen zu nehmen, gerade angesichts der Tagesereignisse und der tiefen Verunsicherung, in die sie uns führen.

  • Jesus kennt die Seinen, er kennt mich und weiß um mich und meine Wege ins neue Jahr.
  • Jesus lässt sein Leben für mich, weil er mich liebt. Die Todesgrenze ist mit ihm durchbrochen. Auch mein Tod kann mich nicht von ihm und dem Leben mit ihm trennen.
  • Ich kann seine Stimme hören und erkennen. Jesus redet mit mir und darauf kann ich mich verlassen.
  • Ich kann Jesus folgen. Jesus erwartet von mir sogar, dass ich mit ihm weitergehe. Ich sollte nicht unterwegs aussteigen und mir den eigenen Weg suchen oder am Straßenrand stehen bleiben und zuschauen, wie das Leben mit Jesus bei anderen weitergeht.
  • Jesus schenkt mir ewiges Leben. Der Horizont meiner Reise in ein neues Jahr ist damit unendlich geweitet. Nicht ein Tod durch Ertrinken in Flutwellen oder Ersticken durch Bergstürze ist meine Perspektive, sondern Leben als Erlöste.
  • Die wichtigste Folge aus dieser Beziehung zum guten Hirten ist, dass niemand so viel Macht hat, mich von ihm zu trennen. Er wird mich nicht loslassen, auch wenn ich mich verlassen fühlen mag. So wahr er Gottes Sohn ist, so wahr steht seine Zusage zu mir.
Unser Weg ins neue Jahr ist ein Weg mit Reisebegleitung und einem herzlichen Willkommen am Ziel. HeißluftballonUnsere Namen stehen auf Jesu Liste und er kommt zu uns und sagt: Du, genau wegen dir und deiner Lebensführung bin ich hier. Dich möchte ich mitnehmen in ein neues Jahr.

Er hat sein Leben dafür eingesetzt, weil er das Beste für uns will. Mit seinem Tod sind unsere Schulden des alten Jahres bezahlt, die Misserfolge, das Scheitern und das Ungenügen vergeben. Seine Stimme ist nun wichtig, damit wir uns unterwegs nicht verirren. Wir hören sie durch das Gebet, die Bibel, die Gemeinde.

Folgen werden wir ihm, wenn wir unterwegs immer wieder unsere Prioritäten überprüfen. Was dient dem Leben mit Jesus? Woher erwarten wir Hilfe? Wo investieren wir unsere Zeit und Kraft?

Als Horizont liegt ein weites Land vor uns. Die Mauer des Todes ist Abschied und deutliche Zäsur, aber sie ist kein Todesstreifen mehr. Es gibt einen Weg auf die andere Seite. Jesus wird uns hinüberbringen.

An diesem Abend des alten Jahres werden uns Ereignisse durch den Kopf gehen, die hinter uns und vor uns liegen. Um die alten abzulegen, brauchen wir Versöhnung, um die neuen in Angriff zu nehmen, brauchen wir Mut. Beides schenkt uns Gott durch Jesus Christus. Wir dürfen die Hände öffnen, um diesen Segen zu empfangen.

Cornelia Trick


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