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Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
So ist es auch dem Volk Israel zur Zeit des Gideon ergangen. Es hatte sich von Gott entfernt, hatte die Götter des Landes verehrt und war nun erschrocken, wie schutzlos es den Feinden ausgeliefert war. Gott legte die Straße wieder frei durch Gideon. Gideons Leben zu verfolgen, ist wie ein Glaubenskurs. Richter 6,12 Der jüngste Sohn von Joasch gehörte zu dem völlig unbedeutenden Stamm Manasse, der halb im Ostjordanland und halb im Westjordanland siedelte. Gideon versteckte sich zum Dreschen des Getreides hinter einer Mauer, die den Weinberg umgrenzte, um von den umherziehenden Midianiterhorden nicht entdeckt zu werden. Die Midianiter hatten Israel nun schon 7 Jahre im Griff. Sie waren durch das Domestizieren von Kamelen den anderen Völkern voraus und nutzten diesen Vorteil für anhaltende Raubzüge, sodass in Israel keine Saat mehr aufging. Obwohl das Volk sich von Gott abgekehrt hatte, erbarmte sich Gott über die Menschen. Er griff ein, um die Straße der Gottesnähe vom Buschwerk zu befreien. Gott suchte sich Gideon für diese Befreiung aus, den jüngsten Sohn von Joasch, der sich ängstlich vor den Feinden versteckte und jede Menge Anklagen gegen Gott mit sich herum trug: „Gott – wo bleiben deine Wunder? Du hast uns doch längst verstoßen!“ Doch Gott sah nicht auf das, was Gideon war, sondern auf das, was aus ihm mit Gottes Hilfe werden konnte. Gideon allerdings wurde nicht von jetzt auf nachher zum Held. Er brauchte Vergewisserung. Sollte Gott wirklich etwas mit ihm vorhaben, das ihn in große Gefahr bringen konnte? Gideon spielte nicht mit Gott, sondern stand vor einer großen Kreuzung. Er brauchte ein deutliches Zeichen, dass der Gott, dem er nicht mehr traute, wirklich einen Neuanfang mit ihm machen wollte. Als Gideon sein Zeichen bekommen hatte, baute er Gott einen Altar: „Der Herr ist Friede“. Damit gab er seiner Mission den entscheidenden Titel. Gott wollte Frieden schaffen mit seinem Volk und dieses Volk wieder schützen, dass es wieder in Frieden mit seinen Nachbarn leben konnte. Bei einem Schulungstag für Gemeinden traf ich ein paar Leute einer anderen Gemeinde. Sie erzählten von ihrer Gemeindesituation. Sie waren eine kleine Gemeinde, keine Kinderarbeit mehr, keine Zukunftsperspektive. Die einzige Familie vor Ort beschloss an Weihnachten, diese Gemeinde zu verlassen und eine zu suchen, in der ihre Kinder Glauben erleben konnten. Am Sonntag nach Weihnachten tauchte ein neues Ehepaar auf, sie suchten einen Hauskreis und verstanden sich sofort mit der Familie, die innerlich schon gekündigt hatte. Sie taten sich zusammen, luden noch andere zu einem Gemeinde-Seminar ein, lernten neue Ziele kennen und gewannen eine neue Liebe zur Gemeinde. Gott hatte die frustrierten „Gideons“ gefunden und ihnen, die nie damit gerechnet hätten und auch keine Ausbildung dafür besaßen, den Auftrag gegeben, die Gemeinde von allem Buschwerk zu befreien und zum Neuanfang zu führen. Ich traf sie 6 Monate später – sie waren hoffnungsvolle und begeisternde Christen, die mich mitrissen bei ihrem mutigen Aufbruch in die Zukunft. Richter 6,25-26 Gideons Auftrag beginnt zu Hause, hier soll er erstmal für Ordnung sorgen und die fremden Götter beseitigen. Umkehr heißt, sich abzuwenden von dem, was verkehrt gelaufen ist. Nur so kann Gideon sich der neuen Aufgabe zuwenden. Dass er immer noch der ängstliche Gideon war, wird daran deutlich, dass er die Götterbilder nachts zerstörte. Doch trotzdem zog er sich den Zorn der Leute zu, sie wollten ihn töten. Sein Vater trat für ihn ein – sollte doch der fremde Gott selbst für sich streiten. Nun haben wir keine Götterbilder in unseren Häusern. Aber gibt es nicht genug, wofür wir bereit sind Opfer zu bringen? In einer Studie zur Gesellschaftsentwicklung bis 2030 werden als Götter der Gegenwart aufgezählt: Markenware, Festivals und Sportereignisse, wofür Menschen heute bereit sind zu opfern und die ihnen Lebenssinn vermitteln wollen. Diese Studie mahnt die Kirchen an, ihre Werte wieder zu formulieren und als gesellschaftlichen Konsens anzubieten, weil kein Mensch ein Leben auf Marken und Events gründen kann und damit zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft beitragen kann. Stehen solche Hausaltäre auch bei uns? Opfern wir ihnen als religiösem Ersatz? Dann wird es höchste Zeit, diese Götter auszumisten und ihnen wieder den Platz zu geben, der ihnen zusteht, an den Rändern des Lebens und nicht im Zentrum. Richter 6,37-39 Dieser Abschnitt der Gideon-Erzählung ist wohl der bekannteste. Gideon forderte wieder ein Zeichen von Gott, und Gott ging zum zweiten und dritten Mal darauf ein. Gott ging den Weg bis in die verzagte Seele des Gideon. Er forderte von Gideon kein Springen von der Klippe in 20m hohe Wellen, sondern holte ihn auf der Klippe ab, um mit ihm zu springen. Das Zeichen, dem später noch ein weiteres folgen sollte, war für Gideon ein fester Händedruck Gottes, dass er ihn nicht loslassen würde. Über 1000 Jahre später baten Pharisäer Jesus um ein Zeichen, dass er Gottes Sohn sei. Jesus schlug ihnen diese Bitte ab. Die Pharisäer wollten kein Wegzeichen für ihr Leben, sondern provozierten Jesus in der Erwartung, dass er ein Lügner sei. Jesus wies sie darauf hin, dass es kein Zeichen geben würde als seine Auferstehung von den Toten. Dürfen wir heute Zeichen erwarten und Gott so herausfordern, wie Gideon es tat? Zum einen: Gideon lebte ganz am Anfang der Geschichte Gottes mit seinem Volk. Es gab keine Bibel. Wir haben die Bibel, wo Gottes Wille für uns festgehalten ist. Wir sind Kinder Gottes, wenn wir an Jesus glauben und seinen Geist empfangen haben. Uns zeigt der Heilige Geist, was Gott von uns will. Wie Gott Jesus von den Toten auferweckte, so dürfen wir wissen, dass er auch uns in seine Arme schließen will. Doch nach wie vor sieht Gott unsere Schwachheit, unsere Angst, und er kennt unseren trüben Blick für die Zukunft. Deshalb bin ich aus eigener Erfahrung überzeugt, dass er uns auch heute kleine Wegzeichen schenkt. Nicht als Antwort auf unsere Bedingungen, sondern als Ermutigung, dass er mit uns weiter auf dem Weg ist. Auf einer Grußkarte fand ich den Spruch von Pearl Bailey: „Die Menschen sehen Gott jeden Tag, sie erkennen ihn nur nicht.“ Das ist ein Thema, auf das Gideon uns aufmerksam machen kann. Richter 7,2 Gideon zog wirklich in den Kampf gegen die Midianiter. Er hatte alle Leute aus seinem Ort und seinem Stamm zusammengetrommelt, die es nun mit den wilden Midianitern aufnehmen wollten. Obwohl sie noch deutlich in der Unterzahl waren, ließ Gott wissen, dass sie zu viele waren. Sie hätten sich den Erfolg selbst zurechnen können. Gott nannte ein recht abwegiges Auswahlkriterium für die Krieger. Alle, die wie ein Hund das Wasser aus dem Fluss leckten, sollten in den Kampf ziehen. Gott nannte also gerade nicht die Geschicklichkeit im Kampf als Kriterium, sondern machte auch dadurch deutlich, dass er den Erfolg in seiner Hand hielt und die übrig gebliebenen 300 Männer nur vordergründig etwas damit zu tun hatten. Gott führte also einen Als-ob-Krieg, denn eingenommen wurde das Heer der Midianiter ähnlich wie Jericho durch Krach, leere Tonkrüge und Posaunen. Die 300 Männer mussten nicht kämpfen, weil die Midianiter in Panik gerieten und sich selbst die Niederlage zufügten. Es geht in unserem Leben selten um Kriege und militärische Auseinandersetzungen. Aber Probleme können sich darstellen wie ein Midianiterheer. Sie wollen uns fressen und bezwingen mit Haut und Haaren. Vielleicht kann Gideon uns etwas von Gottes Strategie zeigen. Das Problem sollen wir umstellen und in unsere Hände ein leeres Gefäß und ein Instrument nehmen, das auch für Lobpreis und vor allem für Gottes Eingreifen steht. Wir haben keine Kraft, den Arbeitsmarkt zu verändern und die Arbeitslosigkeit zu besiegen. Aber wir können uns um die Geschwister stellen, die heute dringend auf eine Arbeitsstelle warten. Wir können unsere Hände zum Gebet falten und darauf vertrauen, dass Gott eingreift und hilft. Unsere leeren Hände will Gott füllen und gebrauchen, um uns etwas von ihm zu schenken. Lassen wir uns darauf ein? Richter 8,1 Die Männer von Ephraim waren vom Nachbarstamm gewesen. Sie hatten nicht hier geschrieen, als Gideon Bereitwillige suchte. Aber im Nachhinein waren sie sauer, nicht dabei gewesen zu sein. Sie machten nun Stress im eigenen Lager. Die Midianiter waren besiegt, nun drohte eine viel gefährlichere Spaltung von innen. Ist das nicht ein bekanntes Problem, dass wir uns innerhalb der Gemeinde das Leben so schwer machen, dass es keine Anfeindungen mehr von außen bedarf? Da ist jemand neidisch auf einen anderen, weil der zuerst die Idee hatte oder eine Idee besser umsetzen konnte oder einfach mehr Befürworter für seine Idee fand. Statt sich zu freuen, die Idee des anderen mit auszuführen, wird geschmollt, hinterrücks schlecht geredet und der Idee damit schon gleich der Todesstoß erteilt. In der schon vorher angeführten Gesellschaftsstudie von Opaschowski wird als eine große Gefahr unserer Zeit angesehen, dass jeder für sich seine Ziele vorantreibt und kein gemeinsames Entwickeln mehr möglich ist. Sind wir nicht in der Gemeinde Jesu dazu aufgerufen, dem Trend etwas anderes entgegenzusetzen? Wir können durch Gottes Geist im Team unterwegs sein, selbst zurückstecken, wenn es dem Ganzen dient, und jederzeit erwarten, dass Gott Wichtiges durch den und die Andere sagt. Erinnern wir uns an Gideon, wenn ephraimitische Gefühle in uns aufkommen. Lassen wir uns das Ziel nicht vom Neid verbauen. Richter 8,27 Für Gideon gab es kein Happy End. Sein Erfolg wurde ihm zur Falle. Geld (Goldschmuck) und Macht wurden zum neuen Götzen, der in sein Haus einzog. Besonders traurig ist das, weil Gideon ja ganz am Anfang seines Weges mit Gott die Hausgötter alles herausgeschmissen hatte. Auch hier hat uns Gideon
Wichtiges zu sagen. Die größten Gefahren unseres Glaubenslebens
sind nicht die tiefen Täler. In die kommt Gott selbst und führt
uns wieder auf grüne Weide. Die größten Gefahren sind die
guten Zeiten, Erfolge und das Gefühl, es geschafft zu haben. Da droht
der Glaube zu kippen, Grasbüschel wachsen auf der schmalen Straße
des Lebens zwischen Gott und uns. Gideon ist in die Falle getappt, weil
er beim Erfolg stehen geblieben ist. Stattdessen hätte er fragen müssen:
Herr, was hast du jetzt mit mir vor? Wie kann ich dir auf der nächsten
Etappe dienen? Wo brauchst du mich?
Diese Fragen müssen wir als Gemeinde stellen, wenn wir den Eindruck haben, dass bei uns alles gut und richtig läuft, Neue hinzukommen und wir Gottes Geist lebendig erfahren. Denn diese Fragen bewahren uns vor Selbsttäuschung. Es ist nicht unser Verdienst, nicht unser Können, nicht unsere Tatkraft, die zum Erfolg führen. Es ist Gottes Geist, der die Kämpfe gewinnt und die Krankheiten besiegt. Und dieser Geist lässt uns mitmachen, damit wir nur enger zu Jesus rücken und ihn fester halten. So haben Grasbüschel auf unserem Weg keine Chance. Gideon ist ein Glaubenskurs in 6 Kapiteln. 1. Gott beruft völlig durchschnittliche Menschen, 2. Für Gott dazusein beginnt in den eigenen vier Wänden, 3. Jesus ist Gottes Zeichen, dass er mit uns unterwegs ist und bleibt, 4. Gott kämpft für uns, unsere Aufgabe ist es, ihm die leeren Hände hinzuhalten, 5. Um mit Gott unterwegs zu bleiben, ist Friede in den eigenen Reihen nötig, 6. Erfahrungen der Hilfe Gottes führen zu neuer Bereitschaft, bei ihm zu bleiben. Cornelia
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