Gelockt auf den Weg des Friedens (Lukas 1,66-79)
Gottesdienst am 13.12.2015 in Brombach

Liebe Gemeinde, liebe Schwestern und Brüder,
es klingelt an der Tür, ich erwarte eigentlich an diesem Abend keinen Besuch. Wer könnte das sein? Vor der Tür steht eine Freundin. Sie hat sogar einen Blumenstrauß dabei. Sind wir verabredet? O, jetzt fällt es mir wieder ein, und ich bin gänzlich unvorbereitet. Schnell räume ich den Wohnzimmertisch ab, lege die Zeitungen beiseite und koche uns erst mal einen Tee. Es wird trotz hektischem Beginn dann doch ein gemütlicher Abend, wir kochen, was der Kühlschrank hergibt, und ich werde es nicht wieder vergessen, wie sie unverhofft und erwartungsfroh vor meiner Tür stand.

Wir hören in der Bibel am Beginn des Lukusevangeliums von einem Besuch. Gott besucht seine Menschen, sein Volk Israel, als er seinen Sohn in die Welt sendet. Nur wenige warteten auf den verheißenen Erlöser, Lukas erwähnt den alten Simeon und Hanna. Den meisten erging es mit diesem Besuch so wie mir, als die Freundin vor meiner Tür stand. Sie waren verstrickt in ihren Alltag und erwarteten, dass es einfach immer so weiterginge.

Wie ein Ankündigungsschreiben tritt  Johannes auf, der später taufen  und Menschen zur Umkehr rufen wird. Er ist ausersehen, die Menschen auf Gottes Besuch vorzubereiten. Er lässt ihnen sagen: Ihr habt noch Zeit, in eurem Leben aufzuräumen, den Weg für Jesus freizumachen, euch auf sein Kommen in euer Leben einzustellen. Ihr werdet bald aus dem Einerlei eures Alltags herausgerufen und bekommt eine neue Perspektive geschenkt, die von Licht und Frieden geprägt sein wird.

Der Vater des Johannes stimmt bei der Geburt des Kindes einen Lobgesang an, der die Zukunft Jesu  und die seines Sohnes schon vorwegnimmt. Diesem Lobgesang wollen wir jetzt nachspüren:

Lukas 1,67-75

Erfüllt vom Geist Gottes sprach der Vater des Kindes prophetische Worte:
»Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels;
denn er hat uns besucht
und hat sein Volk erlöst!
Einen starken Retter hat er uns gesandt,
einen Nachkommen seines Dieners David!
So hat er es durch seine heiligen Propheten schon seit langem angekündigt:
Er wollte uns retten vor unseren Feinden,
aus der Gewalt all derer, die uns hassen.
Er wollte unseren Vorfahren Erbarmen erweisen
und die Zusagen seines heiligen Bundes nicht vergessen,
den er mit ihnen geschlossen hatte.
Schon unserem Ahnvater Abraham
hat er mit einem Eid versprochen,
uns aus der Macht der Feinde zu befreien,
damit wir keine Furcht mehr haben müssen
und unser Leben lang ihm dienen können
als Menschen, die ganz ihrem Gott gehören
und tun, was er von ihnen verlangt.

Zacharias, der Vater des Johannes, lobt Gott. Er schaut voraus. Noch ist Jesus nicht geboren, aber Johannes ist die Postkarte, mit der Gott sein Kommen ankündigt. Ihm ist wichtig:

  • Gott besucht sein Volk. Wir hören hinter dem Volk auch unseren Namen, auch wir werden besucht. Gott kommt selbst, er mischt sich unter seine Menschen und berät nicht einfach per Ferndiagnose am Telefon. Er hat Zeit für seine Menschen und schätzt sie wert, dass er sich zu ihnen aufmacht.
  • Gott erlöst. Er erlöst aus den Händen der Feinde. Damals dachte Zacharias sicher an die römische Besatzungsmacht, die kaum Freiraum zum Atmen ließ. In der Geschichte wechselten die Feinde und standen immer für die, die gerade bedrohten. Von welchen Feinden erlöst Gott uns heute durch seinen Sohn Jesus? Wir können für die Feinde auch das Böse einsetzen, Gott erlöst uns aus der Hand des unpersönlich Bösen. Das zeigt sich vielfältig. Eigentlich wollen wir friedlich miteinander umgehen, und doch ist es wie eine innere Macht, dass Streit aufflammt und wir gegeneinander aufgebracht werden. So gerne würden wir einander vertrauen, doch haben Erfahrungen von Vertrauensbruch uns tief geprägt. Es fällt uns schwer, uns voreinander zu öffnen ohne Angst. So sehr sehnen wir uns nach einem vertrauensvollen Glauben, doch Zweifel nagen an uns und Vertreter des Glaubens wirken so unglaubwürdig. Kann Glaube wirklich tragen? Gott erlöst und schenkt neues Vertrauen, neuen Frieden, neue Zuversicht. 
  • Gott befreit von Angst. Wo ich mich nicht mehr um mich selbst sorgen muss, sind meine Hände frei, um sie Gott zur Verfügung zu stellen – „Ihm zu dienen ein Leben lang“. Frei von Angst zu sein, heißt nicht,  gemütlich auf dem Sofa auszuruhen, sondern an der Kraftquelle Gottes angeschlossen zu sein und damit unsere Aufgaben anzupacken. Wir merken sehr deutlich, wenn wir mit dieser Kraft beschenkt sind, denn wir fühlen uns wie der Fisch im Wasser, in unserem Element, begeistert und genau richtig. Diese Beziehung zu Gott, die von Vertrauen geprägt ist, hält das ganze Leben und sogar darüber hinaus bis in die Ewigkeit.


Lukas 1,66+76-77

Alle, die davon hörten, dachten darüber nach und fragten sich: »Was wird aus dem Kind Johannes einmal werden?« Denn es war offensichtlich, dass der Herr etwas Besonderes mit Johannes vorhatte.
Und du, mein Kind –
ein Prophet des Höchsten wirst du sein;
du wirst dem Herrn vorausgehen,
um den Weg für ihn zu bahnen.
Du wirst dem Volk des Herrn verkünden,
dass nun die versprochene Rettung kommt,
weil Gott ihnen ihre Schuld vergeben will.

Nun wendet Zacharias den Blick weg von Jesus hin zu seinem Sohn Johannes. Er wird den Weg für Jesus bahnen. Er wird die Menschen auffordern, in ihren Verhältnissen Ordnung zu schaffen und ihr Lebenshaus zu putzen. Noch kann Johannes nur – bildlich gesprochen – einen Eimer Wasser zum Putzen anbieten. Jesus wird wie ein Gebirgsfluss durch das Leben fließen, gespeist von ewiger Quelle.

Johannes ist in seiner Aufgabe auch Vorbild für uns. Wir können Menschen nicht Gebirgswasser einschenken, das kann nur Jesus. Aber wir können sie darauf hinweisen, dass es einen gibt, der wirklich Neues in ihr Leben bringen kann. Wir können ihnen erzählen, was Jesus in unserem Leben bewirkt hat, wie er uns besucht, erlöst und von Angst befreit hat, sie mitnehmen in die Gemeinschaft mit Christen und mit ihnen die Bibel lesen. Und sicher können wir ihnen zuhören, wenn sie ihre Themen auspacken, und mit ihnen in die Kellergewölbe des Lebenshauses gehen, um dort auszumisten. 

Zurzeit lese ich gerade ein Buch, in dem eine Frau über ihre Zeit als Wanderpfarrerin mit Hund und Esel berichtet. Drei Jahre war sie jedes Wochenende unterwegs, um Menschen in ihrem Schweizer Kanton zu begegnen, mit ihnen ein Stück Lebensweg zu teilen und sie mit Gott in Berührung zu bringen. Sie konnte nicht „machen“, dass die Wegbegleiter zum Glauben an Jesus kamen, aber durch ihr aktives Zuhören und präsentes Eingehen auf die Nöte war sie Türöffner für Jesus und erlebte Erstaunliches unterwegs.

Wir sind nicht Johannes, der als Eremit in der Wüste lebte und suchende Menschen taufte. Aber wir können durchaus Johannes-Dienste übernehmen – nicht am Jordan, aber im Büro, in der Nachbarschaft, beim Einkaufen. Nehmen wir uns Zeit dafür.

Lukas 1,78-79

Unser Gott ist voll Liebe und Erbarmen;
er schickt uns den Retter,
das Licht, das von oben kommt.
Dieses Licht leuchtet allen, die im Dunkeln sind,
die im finsteren Land des Todes leben;
es wird uns führen und leiten,
dass wir den Weg des Friedens finden.« 

Gott ist voll Liebe und Erbarmen. Er ist ein Doppelherz. So können wir eins seiner Herzen für uns nehmen und das andere weitergeben. Ziel ist, dass sein Licht von oben in der Dunkelheit leuchtet, im Terror, im Flüchtlingselend, in Trauer, in Krankheit und Schuld. Dieses Licht drückt Gott uns durch Jesus in die Hand, damit wir leuchten und davon weitergeben.

Das Licht lockt auf den Weg des Friedens, es schickt uns an die Arbeit, denn mit erleuchteten Menschen beginnt der Friede. Wir können ein Zeichen des Friedens weitergeben, jemand eine Weihnachtskarte schreiben, dem wir vergeben haben, und damit signalisieren, dass wir einen Neuanfang wagen. Wir können konkret helfen, in Gesprächen Stellung für den Frieden beziehen, ein längst fälliges Telefonat tätigen, um Unausgesprochenes zu klären. Wir können um Frieden beten, im Kleinen, aber sicher auch im Großen unserer Weltgeschichte.

Gott will im Dunkeln wohnen und hat es doch erhellt! Als wollte er belohnen, so richtet er die Welt. Der sich den Erdkreis baute, der lässt den Sünder nicht. Wer hier dem Sohn vertraute, kommt dort aus dem Gericht. (Jochen Klepper, 1937)

Cornelia Trick


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