Achte auf dein Herz (Sprüche 4,20-27)
Gottesdienst am 27.10.2019 in Brombach

Liebe Gemeinde,
bei einem Hausbesuch schaute ich mit einer 4-Jährigen ein Bilderbuch von Volker, dem Vogel, an. Volker ist bei den Menschen vorbeigekommen und hatte festgestellt, dass sie sich alle um ganz verschiedene Dinge sorgten und sich viele Gedanken um die Zukunft machten. Er wunderte sich, dass die Menschen den, so wörtlich, himmlischen Vater nicht kannten. Mit der 4-Jährigen unterhielt ich mich daraufhin, wer wohl der himmlische Vater war. Wir sehen ihn nicht, und doch ist er da und passt auf uns auf. Wie kann das eine 4-Jährige begreifen? Da fiel mein Blick auf eine Steckdose. Ich fragte sie: „Weißt du, was aus der Steckdose kommt?“ „Strom, das ist doch klar“, antwortete sie prompt. Wir fanden schnell heraus, dass man den Strom wohl fühlen kann – zum Glück hatte sie ihn noch nicht gefühlt – und sehen kann, wenn er etwas bewirkt, Wärme oder Licht, aber man sieht ihn nicht. So, fasste ich unser Gespräch zusammen, ist das mit dem himmlischen Vater. Wir sehen ihn nicht, und doch ist er da. Wenn wir uns mit ihm verbinden, bekommen wir Strom und sind glücklich oder uns wird ganz warm ums Herz. Nach dieser Unterhaltung setzten wir unsere Lektüre fort. Schließlich kamen wir zu einem Bild, ein Mann – es sollte Jesus sein - saß auf einem Stein und wies die Menschen hin auf Gott, sie brauchten sich keine Sorgen zu machen, weil Gott für sie sorgte. Der Kommentar der 4-Jährigen: „Der Mann hat Strom!“

Wenn wir heute Taufe feiern, dann in dem Verständnis, dass wir den kleinen Täufling bewusst an Gottes Stromkreis anschließen, ihn in die liebenden Hände Gottes legen und darauf vertrauen, dass Gott den Jungen im Auge hat, ihm die richtigen Impulse zur Entwicklung schenkt und ihm die Sicherheit gibt, gewollt und geliebt zu sein.

Das Kind kann noch nicht für sich selbst entscheiden, ob es getauft werden will oder nicht, ob es Gottes Strom in Anspruch nehmen will oder nicht. Aber es kann hineinwachsen, Gott kennenlernen und später den Schalter auf „An“ lassen. Mit dieser Hoffnung feiern wir heute das Fest.

Der Taufspruch, den die Eltern ihrem Kind ausgesucht haben, ist eingebettet in Worte eines Vaters an seinen Sohn im biblischen Buch der Sprüche. Er gibt seinem Sohn Lebenshilfe für ein Leben, das von Gottes Strom erfüllt ist. Damals, zur Zeit der Abfassung, war Gottes Gegenwart wirklich noch unsichtbar wie Strom. Jesus hat diesen Strom sichtbar werden lassen. Er ist als Mensch in diese Welt gekommen, um uns verständlich zu machen, dass Gott für uns da sein will, unsere Gemeinschaft sucht und es gut mit uns meint.

Sprüche 4,20-27
Mein Sohn, merke auf meine Rede und neige dein Ohr zu meinen Worten. Lass sie dir nicht aus den Augen kommen; behalte sie in deinem Herzen, denn sie sind das Leben denen, die sie finden, und heilsam ihrem ganzen Leibe. Behüte dein Herz mit allem Fleiß, denn daraus quillt das Leben. Tu von dir die Falschheit des Mundes und sei kein Lästermaul. Lass deine Augen stracks vor sich sehen und deinen Blick geradeaus gerichtet sein. Lass deinen Fuß auf ebener Bahn gehen, und alle deine Wege seien gewiss.Weiche weder zur Rechten noch zur Linken; wende deinen Fuß vom Bösen.

Ich stelle mir eine Situation vor, in der ein Vater oder eine Mutter dieses Wort ihrem Kind mitgeben könnten. Vielleicht bricht der Sohn, die Tochter zu einem Auslandsjahr nach der Schule auf. Die Koffer sind gepackt, das Kinderzimmer seltsam leer, die Jugendliche trippelt aufgeregt mit den Füßen, während ihr Handy ständig blinkt vor lauter Abschiedsgrüßen der Freunde. Und dann ist es wirklich soweit, gleich geht es los.

Da halten die Eltern ihr Kind kurz zurück und geben ihm noch letzte Worte mit: „Du, denk dran, du bist an Gottes Stromkreis angeschlossen. Pass auf dein Herz auf. Das ist ein Hohlorgan. Es kann nur weitergeben, wenn es gefüllt wird. Fülle dein Herz und deine Seele mit dem Richtigen: Du bist ein geliebtes Kind, du bist wertvoll. Du kannst vertrauen, denn dein Leben ist in Gottes Hand. Du wirst Menschen finden, die dich darin unterstützen, gerade auch, wenn es schwierig wird. Dann wird sich dir immer ein Weg auftun, auch wenn manchmal Hindernisse im Weg sind und Umleitungen Zeit kosten. Vor allem bewahre dein Herz, denn daraus geht Leben hervor.“

Wenn wir es recht bedenken, brauchen nicht nur 18-Jährige vor Auslandsaufenthalten diese Zusagen und Erinnerungen. Wir brauchen sie doch auch tagtäglich. Es ist gut, uns bewusst zu machen, dass wir nicht allein sind, dass unser Weg begleitet ist, dass nichts uns aus Gottes Hand reißen kann.

Doch wir wissen auch, dass manche Krankheit unser Herz befallen kann, auch im übertragenen Sinne. Wenn unser Herz nicht funktioniert, ist unser Leben bedroht. Wenn unsere Seele nicht gesund ist, leidet der ganze Mensch Qualen.

Schauen wir uns ein paar Herzkrankheiten an und überlegen, was sie im übertragenen Sinne bedeuten.
Da sind die Herzrhythmus-Störungen. Ist der Rhythmus in Ordnung, ist Geben und Nehmen ausgeglichen. Ist er aus dem Takt, bedeutet es zum einen, dass wir mehr nehmen als wir geben. Wir denken, dass alles, was unser Leben gut und angenehm macht, uns selbstverständlich zusteht. Dass es unser Verdienst ist, in diesem Land geboren zu sein, in einer Zeit ohne Krieg hier zu leben, genug zum Essen und noch viel mehr jeden Tag zur Verfügung zu haben. Wir nehmen und nehmen, haben Angst, dass jemand uns etwas davon rauben könnte. Wir bauen hohe Mauern und werden vor lauter Angst um uns selbst zu einsamen Menschen. Volker, der Vogel, würde den Kopf darüber schütteln und sagen: „Die Menschen kennen den himmlischen Vater nicht“.

Zum andren kann der Rhythmus aber auch gestört sein, wenn wir mehr geben, als wir selbst nehmen. Wer immer nur gibt, immer nur für andere da ist, der wird bald auch an die persönlichen Grenzen kommen, er wird erschöpft in den Seilen hängen, sich ausgenutzt fühlen und resignieren, dass er nicht die Welt retten konnte. 

Herzrhythmus-Störungen beginnen oft schleichend, etwas kommt aus dem Takt. Gottes Strom fehlt, der uns versichert, dass wir mehr als genug haben, denn da kommt ja Nachschub von Gott, der uns mit neuer Kraft beschenkt, um geben zu können, ohne selbst leer zu werden.

Eine weitere Krankheit kenne ich, die Herzscheidewand hat ein Loch. Sauerstoffreiches und verbrauchtes Blut mischen sich. Der Sauerstoff verpufft und kann zu wenig Energie liefern. Das Wort des Vaters an den Sohn in Sprüche 4 warnt vor dieser Krankheit. Schädliche Einflüsse können zu Lüge und Verrat, zu Täuschung führen, das Leben auf die schiefe Bahn führen. Wenn Gottes Einfluss nicht mehr zum Tragen kommt, werden andere Mächte stärker. Wir kennen das ja sicher auch aus unserem Erleben. Da fangen Gedanken an, ein Eigenleben zu führen. Statt Freude am Leben zu haben, wächst Angst. Da gewinnen Menschen Macht über uns, die uns nicht guttun. Da begeben wir uns in Situationen, die gefährlich werden. Von der neuesten Shell-Jugendstudie hörte ich, dass ein wachsender Anteil Jugendlicher an Verschwörungstheorien glaubt. Sie wittern hinter jeder Nachricht ein Komplott, fühlen sich bedroht und unsicher. Kein Wunder, wenn sich manche Jugendliche radikalen Kräften zuwenden, die Angst und die Orientierungslosigkeit treiben sie dorthin.

Herzmuskelentzündungen können ebenfalls zu tiefgreifenden körperlichen Problemen führen. Vergleichbar ist dieses Krankheitsbild mit den Verletzungen, die einer Seele zugefügt werden. Die Erfahrung, von Menschen nicht angenommen zu werden, vielleicht schon in frühester Kindheit, verlassen und enttäuscht zu werden, führt zu einem Gefühl, nicht zu genügen. Auch die Liebe Gottes kann gar nicht aufgenommen werden, das Misstrauen, dass auch Gott mich nicht lieben kann, ist zu groß.

Was können wir tun, um unser Herz zu bewahren, wie es der Vater dem Sohn anbefiehlt?

  • Wir können den Rhythmus stärken. Eine lebendige Gottesbeziehung lebt auch vom geistlichen Rhythmus, im Tagesablauf eine Zeit mit Gott einplanen, im regelmäßigen Gottesdienst am Sonntag sich Gott hinhalten und seine Impulse aufnehmen, im Austausch mit anderen Christen den Rücken stärken lassen und auch in Brachzeiten des Lebens den Kontakt nicht abreißen lassen.
  • Unser Herz braucht immer wieder Fürsorge, wir müssen unseren Lebensstil nachjustieren, manchmal auch ändern. Bei den Lego-Tagen vor drei Wochen unterzogen unsere Bauleiter die von den Kindern gebauten Häuser einer strengen Prüfung. Hatten sie in einer Reihe die Steine nicht versetzt aufeinander gebaut, mussten sie alles wieder abreißen und den Fehler beheben. Fast ein bisschen streng kam mir das vor, aber es wirkte. Am dritten Tag hatte das Prinzip auch das letzte Kind verstanden. Wer schaut so auf unseren Alltag? Wem gebe ich das Mandat, mich zu korrigieren, mir zu zeigen, wo ich eine neue Richtung einschlagen muss? Wir brauchen diesen kritischen, hilfreichen, liebevollen Blick auf unseren Weg. Gott gibt uns Impulse in diese Richtung, Gedanken, Erlebnisse und manchmal auch vermittelt durch einen vertrauten Freund, eine Freundin. Es kann durchaus überraschend sein, auf den gewohnten Wegen innezuhalten oder angehalten zu werden, um die Richtung zu korrigieren.
Wir taufen das Kind und wollen ihm helfen, Gottes Liebe kennenzulernen, ihr zu vertrauen und in ihr heranzuwachsen. Wir wünschen ihm, dass es sein Herz fürsorglich behandelt, Gottes Liebe aufnimmt, in ihr lebt und sie weitergibt, damit sein Leben gelingt.

Wir werden erinnert daran, was Gott auch für unser eigenes Leben vorgesehen hat, vielleicht hilft eine Erinnerung, die Sorge für unser Herz zu intensivieren. Auf dass auch wir „Strom haben“ von Gott.

Psalm 23,1-4
Der HERR ist mein Hirte. Mir fehlt es an nichts. Die Weiden sind saftig grün. Hier lässt er mich ruhig lagern. Er leitet mich zu kühlen Wasserstellen. Dort erfrischt er meine Seele. Er führt mich gerecht durchs Leben. Dafür steht er mit seinem Namen ein. Und muss ich durch ein finsteres Tal, fürchte ich keine Gefahr. Denn du bist an meiner Seite! Dein Stock und dein Stab schützen und trösten mich.

Cornelia Trick


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