|
Liebe Gemeinde,
Wenn wir heute Taufe feiern, dann in dem Verständnis, dass wir den kleinen Täufling bewusst an Gottes Stromkreis anschließen, ihn in die liebenden Hände Gottes legen und darauf vertrauen, dass Gott den Jungen im Auge hat, ihm die richtigen Impulse zur Entwicklung schenkt und ihm die Sicherheit gibt, gewollt und geliebt zu sein. Das Kind kann noch nicht für sich selbst entscheiden, ob es getauft werden will oder nicht, ob es Gottes Strom in Anspruch nehmen will oder nicht. Aber es kann hineinwachsen, Gott kennenlernen und später den Schalter auf „An“ lassen. Mit dieser Hoffnung feiern wir heute das Fest. Der Taufspruch, den die Eltern ihrem Kind ausgesucht haben, ist eingebettet in Worte eines Vaters an seinen Sohn im biblischen Buch der Sprüche. Er gibt seinem Sohn Lebenshilfe für ein Leben, das von Gottes Strom erfüllt ist. Damals, zur Zeit der Abfassung, war Gottes Gegenwart wirklich noch unsichtbar wie Strom. Jesus hat diesen Strom sichtbar werden lassen. Er ist als Mensch in diese Welt gekommen, um uns verständlich zu machen, dass Gott für uns da sein will, unsere Gemeinschaft sucht und es gut mit uns meint. Sprüche 4,20-27
Ich stelle mir eine Situation vor, in der ein Vater oder eine Mutter dieses Wort ihrem Kind mitgeben könnten. Vielleicht bricht der Sohn, die Tochter zu einem Auslandsjahr nach der Schule auf. Die Koffer sind gepackt, das Kinderzimmer seltsam leer, die Jugendliche trippelt aufgeregt mit den Füßen, während ihr Handy ständig blinkt vor lauter Abschiedsgrüßen der Freunde. Und dann ist es wirklich soweit, gleich geht es los. Da halten die Eltern ihr Kind kurz zurück und geben ihm noch letzte Worte mit: „Du, denk dran, du bist an Gottes Stromkreis angeschlossen. Pass auf dein Herz auf. Das ist ein Hohlorgan. Es kann nur weitergeben, wenn es gefüllt wird. Fülle dein Herz und deine Seele mit dem Richtigen: Du bist ein geliebtes Kind, du bist wertvoll. Du kannst vertrauen, denn dein Leben ist in Gottes Hand. Du wirst Menschen finden, die dich darin unterstützen, gerade auch, wenn es schwierig wird. Dann wird sich dir immer ein Weg auftun, auch wenn manchmal Hindernisse im Weg sind und Umleitungen Zeit kosten. Vor allem bewahre dein Herz, denn daraus geht Leben hervor.“ Wenn wir es recht bedenken, brauchen nicht nur 18-Jährige vor Auslandsaufenthalten diese Zusagen und Erinnerungen. Wir brauchen sie doch auch tagtäglich. Es ist gut, uns bewusst zu machen, dass wir nicht allein sind, dass unser Weg begleitet ist, dass nichts uns aus Gottes Hand reißen kann. Doch wir wissen auch, dass manche Krankheit unser Herz befallen kann, auch im übertragenen Sinne. Wenn unser Herz nicht funktioniert, ist unser Leben bedroht. Wenn unsere Seele nicht gesund ist, leidet der ganze Mensch Qualen. Schauen wir uns ein paar
Herzkrankheiten an und überlegen, was sie im übertragenen Sinne
bedeuten.
Zum andren kann der Rhythmus aber auch gestört sein, wenn wir mehr geben, als wir selbst nehmen. Wer immer nur gibt, immer nur für andere da ist, der wird bald auch an die persönlichen Grenzen kommen, er wird erschöpft in den Seilen hängen, sich ausgenutzt fühlen und resignieren, dass er nicht die Welt retten konnte. Herzrhythmus-Störungen beginnen oft schleichend, etwas kommt aus dem Takt. Gottes Strom fehlt, der uns versichert, dass wir mehr als genug haben, denn da kommt ja Nachschub von Gott, der uns mit neuer Kraft beschenkt, um geben zu können, ohne selbst leer zu werden. Eine weitere Krankheit kenne ich, die Herzscheidewand hat ein Loch. Sauerstoffreiches und verbrauchtes Blut mischen sich. Der Sauerstoff verpufft und kann zu wenig Energie liefern. Das Wort des Vaters an den Sohn in Sprüche 4 warnt vor dieser Krankheit. Schädliche Einflüsse können zu Lüge und Verrat, zu Täuschung führen, das Leben auf die schiefe Bahn führen. Wenn Gottes Einfluss nicht mehr zum Tragen kommt, werden andere Mächte stärker. Wir kennen das ja sicher auch aus unserem Erleben. Da fangen Gedanken an, ein Eigenleben zu führen. Statt Freude am Leben zu haben, wächst Angst. Da gewinnen Menschen Macht über uns, die uns nicht guttun. Da begeben wir uns in Situationen, die gefährlich werden. Von der neuesten Shell-Jugendstudie hörte ich, dass ein wachsender Anteil Jugendlicher an Verschwörungstheorien glaubt. Sie wittern hinter jeder Nachricht ein Komplott, fühlen sich bedroht und unsicher. Kein Wunder, wenn sich manche Jugendliche radikalen Kräften zuwenden, die Angst und die Orientierungslosigkeit treiben sie dorthin. Herzmuskelentzündungen können ebenfalls zu tiefgreifenden körperlichen Problemen führen. Vergleichbar ist dieses Krankheitsbild mit den Verletzungen, die einer Seele zugefügt werden. Die Erfahrung, von Menschen nicht angenommen zu werden, vielleicht schon in frühester Kindheit, verlassen und enttäuscht zu werden, führt zu einem Gefühl, nicht zu genügen. Auch die Liebe Gottes kann gar nicht aufgenommen werden, das Misstrauen, dass auch Gott mich nicht lieben kann, ist zu groß. Was können wir tun, um unser Herz zu bewahren, wie es der Vater dem Sohn anbefiehlt?
Wir werden erinnert daran, was Gott auch für unser eigenes Leben vorgesehen hat, vielleicht hilft eine Erinnerung, die Sorge für unser Herz zu intensivieren. Auf dass auch wir „Strom haben“ von Gott. Psalm 23,1-4
Cornelia
Trick
|